Dafür, dass wir uns eigentlich vorgenommen hatten, weniger Strand und dafür mehr Berge und Nationalparks zu besuchen, ziehte sich unsere Inselphase doch fast über 1,5 Wochen. Wir sind diesmal aber nicht nur über Wasser geblieben. Obwohl wettertechnisch hätten wir fürs kühle Nass nicht mal ans Meer fahren müssen. Das Wetter in Malaysien ist und bleibt eine einzig große Überraschung. 😉

ESSEN wird bei uns zurzeit ganz groß geschrieben. So groß, dass Guilles Eltern auf Whatsapp geschrieben haben, wir sehen bereits etwas mehr wie „erfahrene“ Touristen aus. Übersetzung: Wir haben also das eine oder andere Kilo zugenommen. Bei dem genialen Essen in Malaysien tatsächlich kein Hexenwerk. Das Bermudadreieck der Gewichtszunahme besteht aus folgenden drei Eckpfeilern: uns (wir lieben essen), Malaysier (sie lieben es gutes Essen zuzubereiten) und einem 24-Stunden-Tag (wir haben also nach wie vor jede Menge Zeit um ausreichend und oft zu essen).

Der Sache mit der Zeit ist es auch zu verdanken, dass wir den ganzen Tag um die Wette philosophieren: über das Reisen, über die Menschen, über ferne Länder, die wir gerne sehen wollen, über München, über Barcelona, über uns etc.

Der letzte Punkt sorgt des Öfteren für hitzige Gefechte. Weder Guille noch ich sind Personen, die im Streit klein beigeben. Das war bereits in München so. Wir sahen uns an einem normalen Arbeitstag abends im Schnitt 3-4 Stunden. Selbst da schafften wir es, über die unsinnigsten Dinge der Welt zu diskutieren. Kurze Mathematik: Jetzt sehen wir uns 24 Stunden, also sechsmal so viel. Gut davon schlafen wir acht Stunden. Sagen wir viermal so viel. Streiten wir uns nun auch viermal so oft? Nein, das nicht. Was jedoch neu ist: anstatt wie früher, dass einer in die Küche geht und der andere im Schlafzimmer verweilt (= ich rede jetzt nicht mit dir), nehmen die angedrohten Raumteilungen ein anderes Größenmaß an. Vor Kurzem waren wir schon am Überlegen, ob wir nicht vielleicht für einen Monat separat herumreisen sollten. Ich wollte nach Australien, Guille nach Japan. Die Idee schien uns beide für eine Stunde sehr gut zu gefallen. Bis wir auf folgendes draufgekommen sind A) Wir haben nur ein einziges Ladegerät für zwei Laptops B) Guille wollte auch nach Australien und ich ebenfalls nach Japan und C) zu zweit reisen, ist ja doch viel besser. An alle Schwiegermütter in spé, die kurz Herzrasen bekommen haben: es ist alles in Ordnung. Ganz normaler Pärchenstreit rund um die Welt eben. 😉

Die liebe Zeit lässt uns auch sonst jede Menge herumspinnen: Sollten wir nicht doch unsere Räder wieder von Zuhause abholen und durch Südamerika radeln? Wäre es nicht gut in diesem einen Jahr irgendeinen Master für die berufliche Fortbildung zu machen? Wir wollten doch schon immer die Transsibirische Eisenbahn nehmen, geht sich das in diesem Jahr aus? Wie teuer ist es eigentlich in die Antarktis zu reisen? Nichts von dem oben erwähnten ist zwar bis jetzt passiert, aber reden kann man schließlich über Gott und die Welt. 😉

Paradies-Hopping

So nun zu den angesprochenen Paradiesen: Wir landeten nach unserem Workaway-Projekt und Penang (einer kleinen, aber total hippen Stadt im Westen Malaysiens) in Langkawi, der touristischen Paradeinsel mit Paradestränden und Paraderessorts. Hört sich jetzt schlimmer an, als es ist. Unser Glück ist nämlich das Wetter: Ob jetzt wirklich im ganzen Land gerade Regenzeit ist, wissen wir nicht genau. Kann uns auch keiner so recht sagen. Fakt ist aber: Es regnet gerne mal. Zum Glück meist aber nur kurze Zeit und selbst dann kühlt es nicht stark ab. Das hält aber viele Touristen davon ab, auf die Insel zu kommen. Mit einem gemieteten Moped tourten wir so von einem fast menschenleeren Strand zum nächsten. Die Temperaturen, die am Abend auch endlich mal auf ca. 20-25 sanken, ermöglichten es endlich wieder einmal laufen zu gehen… um dann noch mehr Indisch, Chinesisch und Malaysisch zu essen. 😉

Tja, dann fahren wir eben schnorcheln

Langkawi war durchaus ein Paradies, nur mit einem Wehrmutstropfen: fürs Schnorcheln war die Insel keinesfalls berühmt. Auf dieser Seite von Malaysien ist das Wasser nämlich sehr lehmhaltig (durch diverse Zuflüsse vom Festland), somit sah man absolut nichts unter Wasser. Unser ursprünglicher Plan wieder in einen Nationalpark zu fahren, wollte sich nicht so recht in die Tat umsetzen. Die Planung war furchtbar mühsam und als wir noch in einem Kommentar lasen, dass der Park gar nicht so toll sein sollte, musste ein Alternativplan her. Da kam uns die Insel Tioman in den Sinn. Laut diversen Beschreibungen eines der letzten Paradiese auf Erden (wuhuuu da müssen wir hin) UND perfekt zum Schnorcheln.

Die Anreise nach Tioman gestaltete sich aber etwas schwierig. Bis zu der Hafenstadt Mersing an der Ostküste Malaysiens schafften wir es noch problemlos. Bereits während der Busfahrt regnete es in Strömen und links und rechts waren Felder und Teile von Straßen komplett überflutet. Als wir dann in Mersing die Bestätigung bekamen (Nein, heute keine Fähre), hieß es also warten. Wir suchten uns ein schlichtes Hotel und hofften auf den nächsten Tag. Wir erfuhren, dass es bereits drei Tage keine Fähre gab. Es gab also weder einen Weg auf die Insel, noch weg von der Insel. Aber da hat man die Rechnung ohne die Malaysier gemacht. Hier witterten sie natürlich ein Geschäft und der Onkel von irgendjemand hat doch immer ein Speedboat zur Hand. Schwupdiwups waren wir am nächsten Tag zwar nicht auf der Fähre, dafür aber in einem Miniboot nach Tioman unterwegs. Alle, die gerne Achterbahn fahren, hätte sich auf dem Speedboat wohlgefühlt. Es war eine durchaus sprunghafte Angelegenheit. 😉

Die Insel hielt dann wirklich was sie versprach: Traumhaft schöne Strände und das ohne Menschen. Auch hier war gerade Nebensaison und aufgrund des wirklich miesen Wetters (ein Regenguss so gut wie jede Stunde) gab es weder Touristen noch viele Hotels oder Restaurants, die geöffnet waren. Das gab dem ganzen aber noch umso mehr den Stempel vom Ende der Welt. Fast die ganze Insel ist von Dschungel überwachsen. Es gibt eine Straße, die ein paar kleine Ortschaften (zwei davon auch recht gut mit touristischer Infrastruktur ausgestattet) an der Ostküste verbinden. Ansonsten sind es noch ein paar Ressorts, die ganz versteckt auf der Insel liegen. Diese können nur per Boot angesteuert werden. Wir ließen uns von dem Wetter aber nicht die Laune verderben. Mit Regenschirm und Badetuch ging es immer ab zum Strand. Ah und punkto schnorcheln: Wegen dem schlechten Wetter und den fehlenden Touristen konnten wir wieder keine Schnorcheltour machen. In einem Marinepark sahen wir viele Fische, aber so ganz zufrieden waren wir damit dann doch nicht. Ging da nicht noch mehr?

Tja, dann fahren wir eben tauchen

Seit einigen Wochen hatten wir schon Preise für den Tauchschein verglichen. Durch Zufall fanden wir heraus, dass Borneo (die östliche Insel Malaysiens) dafür perfekt geeignet war. Unser nächster Flug ging nach Kota Kinabalu und dort wollten wir unser Vorhaben in die Tat umsetzen. Auf dem Plan stand an Tag 1 ein Theorieteil und an Tag 2 + 3 tauchen. Wir waren eine überschaubare Fünfergruppe inkl. dem Tauchlehrer. Gleich vorweg: wir haben es geschafft und haben offiziell das Open Water Dive Certificate erhalten. Aber der Weg dorthin war nicht ganz so einfach. Wir sollten unter anderem am letzten Tag bis auf 18 Meter hinuntertauchen. Was da alles passieren konnte!!! Als Meisterin im Analysieren nicht vorhandener Gefahren malte ich mir also alles Mögliche aus. Außerdem war das Atmen unter Wasser echt was für sich. Da ich doch etwas nervös war, konnte man meine Atmung eher mit der eines Elefanten vergleichen. 😉 Zeitgleich aber ein Elefant, der an einem Ballon zu hängen schien. Meine Schwimmfähigkeiten mit Flossen ließen noch etwas zu wünschen übrig und gepaart mit meiner unruhigen Atemung schaffte ich es immer so ca. ½ bis 1 Meter über Guille zu schwimmen. Beim Tauchen wäre es aber wichtig immer an der Seite seines Buddy (Tauchpartners) zu schwimmen. Daniel, unser Tauchlehrer, meinte schon, Guille sollte sich ein Seil besorgen, damit seine Freundin nicht davonfliegt. 😉

Weggeflogen bin ich nicht und nach Tag zwei war meine Angst zum Glück wie verfolgen. Es hat mir echt Spaß gemacht. Hoffentlich gibt es bald wieder eine Tauchmöglichkeit.

Brunei: Im Land des Sultans

Brunei liegt wie eine Sardine eingequetscht in Malaysien. Auf dem Weg auf die andere Seite Borneos mussten wir das Land sowieso passieren. Wir waren aber auch neugierig, was der Zwergstaat zu bieten hat. Die Antwort zwei Tage später lautet: Nicht viel! Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass rund 20.000 Einwohner in einer Wasserstadt wohnen. Die Häuser sind alle auf Stelzen erbaut, es gibt überall Stege dazwischen und die einzigen Transportmittel sind Boote. Ansonsten ist das Land für Touristen recht unspektakulär. Aber wir haben noch jede Menge kuriose Fakten zum Land des Sultans in Erfahrung gebracht:

  • Brunei wird seit 600 Jahren von der gleichen Familie regiert
  • Was der Sultan sagt, denkt, will etc., ist Gesetz.
  • Wer etwas Schlechtes über ihn sagt, kommt ins Gefängnis.
  • Er lebt in einem Palast, der 1788 Räumen, 18 Fahrstühle, 44 Treppenhäuser und 257 Toiletten hat. Der Palast ist dreimal so groß wie der Buckingham Palace.
  • Der Sultan gehört zu den reichsten Menschen der Welt.
  • Grund: Brunei hat extrem viele Erdölfelder. Ein Liter Benzin kostet hier im Schnitt 50 Cent.
  • Brunei ist ultrareligiös. So religiös, dass Guille und ich in unserem Gästehaus nicht im gleichen Zimmer schlafen durften. 😉
  • Alkohol und Zigaretten sind verboten.
  • Das Feiern von Weihnachten als auch alles was damit zu tun hat, ist verboten.

Alleine wegen dem letzten Grund hat mich nichts in Brunei gehalten. 😉 Aber wir sind schon weiter. Nächstes Ziel: Nationalparks in Borneo. Und dann geht es ab zum Feiern: Chinesisches Neues Jahr in Singapur. Es leben der Feuerhahn!

Liebe Grüße aus Miri (Borneo)