Das Rezept: nimm 100 % Europa, schüttle es einmal gut durch, filtere es wie auf Amazon nach den besten Deals und voila, Neuseeland ist geboren. Alle Schönheit hat aber natürlich seinen Preis: statt in netten Gästehäusern und leckeren, lokalen Restaurants zu verweilen, steht Selberkochen in überfüllten Jugendherbergen am Programm. Was sonst unser Eindruck von Vulkanen, Fjorden, Buchten, Küsten, Alpen, Geysiren, Seen etc. ist, lest ihr hier.

Neuseeland hat bei unserer Ankunft von Anfang an alles richtig gemacht!* Das Land ist wahnsinnig sauber, die Einheimischen sind unglaublich nett, die Reisenden immer gut drauf und ein Naturschauspiel wechselt das nächste ab. Wir haben in den letzten drei Wochen so viele unterschiedliche Dinge in den schönsten Farben und Formen gesehen, dass das irgendwie alles nicht in ein und dasselbe Land passt. Außerdem fängt man ungewollt zu vergleichen an: die Strände im Norden sind wie auf den Balearen, die weiten, grünen Landschaften wie England, die Berge auf der Südinsel wie in Österreich und die Fjorde ganz im Süden wie Norwegen. Dazwischen Städte wie Auckland, die einem den Eindruck geben, mitten in Edinburgh, in Großbritannien, zu stehen.

Tongariro von oben

Es fühlt sich auch überhaupt nicht an, als wäre man gerade am anderen Ende der Welt gelandet. Es könnte genauso gut ein neuer Staat in Europa sein. Sieht man sich die Bevölkerung an, dann könnte das wirklich der Fall sein: neben den vielen einheimischen Familien mit englischen Wurzeln, sind es vor allem die Touristenmassen aus Deutschland, Schweden und Frankreich, die das Land in fester Hand haben. Unangefochten an erster Stelle liegt Deutschland. Neuseeland ist anscheinend das Paradeland, um vor der Uni noch ein Jahr lang herumzureisen. Überall hört man Deutsch und das ging soweit, dass ein paar Einheimische zum Spaß meinten, dass es in ihrem Ort schon bald mehr Deutsche als Neuseeländer gebe.

Wenn Oma Nora und Opa Guille in Neuseeland reisen

Zudem gehören wir eindeutig zu den „alten Hasen“. Der Großteil hier ist zwischen 18 und 23 Jahren alt. Da merken wir schon, dass sich unsere Altersspirale etwas schneller gedreht hat. Es ist trotzdem ganz lustig, des Öfteren mit den jungen Reisenden ins Gespräch zu kommen. Mein Highlight war ein 19-jähriger Deutscher, der fest davon überzeugt ist, ein geborener Lebenscoach zu sein. Auf die Universität brauche er nicht zu gehen, weil dort könne er nicht wirklich was Wertvolles lernen und sowieso stehe sein Berufswunsch schon fest: er will anderen Tipps geben, wie sie ihr Leben und ihre Karriere vorantreiben können. Etwa beim Thema Persönlichkeitsentwicklung und Zielerreichung… Na dann, auf zur Welteroberung. 😉

„Your safety is our first concern“

Die Bevölkerung hier nimmt nachpubertierende Jugendliche aber gelassen und ist wahnsinnig an Touristen interessiert. Sie quatschen jederzeit mit dir, geben dir im Supermarkt Tipps, was ihre Lieblingsschokolade ist, bieten dir am Strand ein Getränk an, um dir danach zwei Stunden von ihrem Heimatland zu erzählen oder fragen prinzipiell jeden, der mit einer Karte in der Hand herumsteht, ob es denn ein Orientierungsproblem gebe. Das und die freundlichsten Buschauffeure der Welt, die dich oft bis an die Tür deines Hostels bringen oder während einer 10-stündigen Busfahrt fast nonstop über Geologie, Geographie, Geschichte und sonst was erzählen, machen es zum Urlaubsland für Dummies. Wer es schafft sich in Neuseeland zu verlaufen, dem ist nicht mehr zu helfen. 😉

Ein bisschen vom Rost befreien

Diese gelassene und wahnsinnig freundliche Stimmung wirkt sich auch auf die Reisenden aus. In jedem einzelnen Hostel ist es überhaupt kein Problem mit Leuten ins Gespräch zu kommen und nette Bekanntschaften zu schließen. Das tut übrigens auch unserem Englisch ganz gut. Amerikaner, Engländer, Neuseeländer – englische Muttersprachler gibt es genug und unsere eingerosteten Sprachkenntnisse kommen endlich wieder zum Vorschein.

Vom Schreiben her merkt ihr also, dass ich im siebten Reisehimmel bin. Für den Olymp fehlt nur mehr ein eigener Wohnwagen und eine radikale Verbilligung der Lebensmittel. Aber aus Kostengründen sind wir brav mit dem Bus unterwegs. Guille hat die Droge Neuseeland allerdings noch nicht so ganz mitgerissen. Er findet das Land zwar sehr schön, aber nach seiner Aussage „braucht man dafür jetzt auch nicht extra soweit fliegen, wenn es in weiten Teilen eh wie Europa aussieht“.

Ich will die Landschaft jetzt gar nicht lange kommentieren, sondern lieber Fotos sprechen lassen. Ich sag nur soviel: manchmal glaubt man, dass hier alles architektonisch geplant wurde und man in jede Ecke des Landes gewollt eine neue Naturattraktion platziert hat. Einen Gletscher dort, einen Fjord mit Walpopulation da und dazwischen fehlt ja noch ein aktiver Vulkan.

Liebe Grüße vom Fox Gletscher. Wir genießen jetzt noch unsere letzten 10 Tage hier, bevor es wieder weiter geht.

 

*Ok gut, das Wetter ist hier etwas unberechenbar. Die ersten drei Tage hat es durchgeregnet. Aber wer es schön grün haben will, muss eben auch etwas leiden. 😉