Zurück in Südostasien! Statt neuseeländischer Gelassenheit ist jetzt wieder Trubel angesagt. In Vietnam bedeutet das vor allem eines: Mopeds soweit das Auge reicht. Aber auch wir haben uns Verstärkung geholt. Zwei Freundinnen aus Österreich waren in den ersten zwei Wochen mit dabei. Wie es Guille wohl mit drei Frauen an seiner Seite ergangen ist?

Eine Sache, die ich am Reisen liebe, sind die Kulturschocks. Man steigt in den Flieger und auf einmal befindet man sich in einer komplett fremden Welt. Ist man in den ersten Tagen noch etwas holprig unterwegs, legt sich das aber schnell. Auch wir mussten uns erst wieder an das herzliche Chaos in Hanoi gewöhnen. Die Einfachheit der Dinge in Vietnam machen es Reisenden – und eben auch uns – aber wahrlich einfach, sich in das Land zu verlieben.

Wo wir wieder beim Essen wären

Kleine Plastikhocker mitten auf dem Gehsteig sind in Vietnam der Garant für gutes Essen. Dort essen die Einheimischen und da jedes „Restaurant“ meist nur ein bis zwei Speisen hat, ist die Verständigung recht einfach – die Zeichensprache macht’s möglich. Vietnam-Neulinge würden zwar glauben, es handelt sich bei den Minitischen mit Mikrohockern um einen der unbequemsten Plätze überhaupt (man bedenke nur, dass wir Europäer ja oft einen Kopf größer als die Vietnamesen sind), aber das extrem gute Essen ist es auf jeden Fall wert. Aufpassen heißt es dann auch noch beim Bezahlen. Der Großteil nennt dir zwar den richtigen Preis, aber immer mal wieder sind ein paar geschäftstüchtige Vietnamesen dabei. Auch wir hätten uns niemals gedacht, dass eine ca. 80-Jährige Vietnamesin uns ungefähr das Doppelte für ihre Teigtaschen verrechnet. 😉

Bezi hat dafür einen ganz guten „Konter“ gefunden. Beim Einkaufen am Markt in Hoi An ist sie in Höchstform aufgelaufen. Ich dachte immer, dass Guille und ich das mit dem Verhandeln ganz gut machen. Aber da habe ich die Rechnung ohne sie gemacht. Der Schlagabtausch, der dann nämlich regelmäßig zwischen Verkäufern und ihr startete, war filmreif. Am besten war eine ältere Vietnamesin, die im Eifer des Gefechtes Bezi sogar in den Arm kniff. (à la du Frechdachs du). Es machte ihnen beiden sichtlich Spaß und am Ende ging der Punkt in der Preisverhandlung an Team Österreich.

Bezi und Vietnamesin

Im Zentrum des Nirgendwo

Kathi und Bezi hatten zuvor schon ein paar Mal gemeint, wie angenehm das Reisen mit uns sei und dass wir sehr gute Tourguides abgeben würden. Das alles war aber noch bevor wir beim Trekking fast eine Notfallsübernachtung einlegen mussten. Wir wollten eigentlich beim Heimweg von einem kleinen Dorf bei den Reisterrassen noch einen Wasserfall besuchen. Auf der Karte schien das auch ohne Probleme zu klappen. In der Tat fing es dann aber plötzlich zu regnen an, alles verschwand im Nebel und wir befanden uns auf einer Schlammstrecke irgendwo in den Bergen. Nachdem wir ungefähr doppelt so lang für den geplanten Weg gebraucht hatten und es schon etwas später am Nachmittag war, fing es dann erst richtig zu regnen an. Gewitter und Hagel was wollten wir mehr? Zum Glück fanden wir bei einem Haus Unterschlupf. Gerettet hat uns dann im Endeffekt das internationale Wort für „Taxi“ und die Frau des Hauses hat uns einen Fahrer organisiert. Dass dort überhaupt ein Auto hinfahren konnte, ist uns bis heute noch ein Rätsel. 😉

Der Marathon der Verkehrsmittel

Wir hatten zu Beginn nur grob die Strecke von Nord nach Süd geplant. Dass es im Endeffekt ein „wir probieren alle möglichen Verkehrsmittel aus“ wird, war dann eine willkommene Abwechslung. Unsere Fortbewegungsmittel umfassten: Nachtzug, Bus, Schiff, Nachtbus, Fahrrad, Flieger, Mopedtaxi und ein Moped zum Selberfahren. Letzteres war bestimmt eines der Highlights. Unsere Reisetruppe bestand aus drei Fahrern und einem lebenden Navigationssystem. Drei mal dürft ihr raten, wer fürs Navigieren gesorgt hat? Wer meine ambivalente Beziehung zum Selberfahren kennt und vielleicht schon einmal meine erste und einzige Erfahrung mit einem Moped von einem vergangenen Urlaub in Vietnam gehört hat, kennt die Antwort. Die Strecke führte über einen Pass und die meiste Zeit hatten wir direkte Sicht aufs Meer. Auf jeden Fall sehenswert.

Die zehn goldenen Regeln des Mopedfahrens in Vietnam

Hier funktioniert einfach alles anders. Damit ihr euch ein Bild davon machen könnt, anbei die zehn wichtigsten Unterschiede:

  • Wenn du jemanden überholst, hupen.
  • Wenn du jemanden überholen willst, hupen.
  • Wenn ein Auto oder LKW in eine Kreuzung einbiegt, dann hupt es.
  • Es gibt kein rechts vor links. Der Größere fährt zuerst.
  • Vergiss Kreisverkehrsregeln. Jeder fährt ohne zu schauen.
  • Achtung bei Fußgängern. Niemand hält an, sondern alle fahren um sie herum.
  • Daher: Rote Ampeln gibt’s zwar, aber die sind Auslegungssache.
  • Will dich die Polizei aufhalten, fahr einfach weiter. (So gesehen in Hanoi. Der Polizist hat sogar noch die Hand ausgestreckt um den Mopedfahrer anzuhalten. Dieser hat ihn quasi ein wenig zur Seite weggestoßen und ist weitergefahren.)
  • Im Falle, dass ein Engpass an Mopeds besteht, ist auch eine Mehrfachbenutzung möglich. Im Schnitt sind das drei Erwachsene oder zwei Erwachsene und zwei Kinder pro Moped.
  • Alles ist für die Mopeds ausgerichtet. So gibt es beispielsweise keine ordentlichen Bürgersteige für Fußgänger. Lieber sind sie so gestaltet, dass jederzeit Mopeds darauf parken können.

Vielleicht ist tauchen doch nicht unser Sport?

Vietnam hat eine extrem lange Küste. Einige unserer Ausflüge führte uns daher auch ans Meer. Die weltberühmte Halong Bay bereisten wir zum Beispiel per Schiff, mit einer Übernachtung an Bord. Witziges Details dabei: Von ca. 15 Personen waren die Hälfte Österreicher. Außer uns waren nämlich noch vier Wiener mit philippinischer Abstammung mit dabei. Zu Beginn glaubten wir, dass es sich um vier Vietnamesen handelte. Aber als dann auf einmal Ausdrücke wie „urleinwand“ und „voll org“ im Minutentakt benutzt wurden, war die heimische Verbundenheit sofort da.

Am Ende der zwei Wochen mit unseren Mädels ging es dann auch an einen Strandort in Russland ähm Vietnam natürlich. Vietnam ist eines der wenigen Länder weltweit, wo Russen problemlos ein Visum bekommen. Kein Wunder also, dass wir vier Tage lang auf Russisch begrüßt wurden und immer eine russische Speisekarte vorgelegt bekamen.

Eines der Highlights in diesem Küstenort (Nha Trang) war dann auch ein Tauchausflug. Mir persönlich hat es sehr gut gefallen. Endlich habe ich keine Angst mehr und kann das Tauchen so richtig genießen. Das Problemkind der Truppe ist jetzt allerdings Guille. Mit dem Druckausgleich hatte er beim Tauchschein schon leichte Probleme. Diesmal aber sind seine Augen echt mega angeschwollen und das legte sich erst nach einem Tag. So macht das natürlich keinen Spaß… Daher bleibt abzuwarten, ob und wann wir wieder einmal unter Wasser gehen.

Mittlerweile sind Bezi und Kathi schon wieder zurück in Österreich und wir haben den Bergen im Südvietnam einen Besuch abgestattet. Mitten in der Pampa im Dschungel bzw. einem Nationalpark schlafen wir in einem Holzhaus auf Stelzen mit einer Mama Sau und acht Ferkelchen unter uns. Anstatt also in der Früh um 6 Uhr vom Hahn geweckt zu werden, ist es ein fröhliches Grunzen, das uns aus dem Bett bringt. 😉

Tschüss Ferkelchen!

Gleich kommt unser Bus und dann geht es nach Ho Chi Minh City. Mit zwei Missionen im Gepäck: 1) Kathi und Bezi waren ja vor uns in der Stadt und haben uns ein Buch an einem Platz versteckt. Wir machen also quasi Schnitzeljagd auf gute Lektüre. 😉 2) Eigentlich sollte Sonne für Hautprobleme ja ganz gut sein. Nicht bei mir. Statt Schönheitscontest auf der Weltreise, steht Akne-Behandlung in Ho Chi Minh City am Plan. Mal schauen, was das Gesundheitssystem in Vietnam und unsere Reiseversicherung hergibt. (UPDATE: Wer hätte es gedacht, mein Hautarzt war ein Katalane aus Barcelona 😉

Ah und die eine Antwort bin ich euch noch schuldig: Guille hat zwei Wochen Mädelsurlaub gut verkraftet. Die Shoppingtouren hat er zwar einige Male ausgelassen, dafür war er dann aber umso lieber bei den Massagetouren dabei. Und wer hätte es gedacht, dass Guille seine Steirisch-Kenntnisse in Vietnam vertieft? Auf der Steirischskala ist er jetzt wieder einen Kürbis hinaufgeklettert.

Liebe Grüße von den grunzenden Ferkelchen vom Nationalpark Cat Tien